Mit dieser Frage beschäftigte sich Prof. Dr. Thomas Baier von der Justinus- Kerner-Universität Würzburg in seinem sehr gut besuchten Vortag am 11.04.25 im Mark-Aurel-Saal im Römermuseum Osterburken.
Die Fachschaft Latein des Ganztagsgymnasiums Osterburken (GTO), der Historische Verein Bauland e. V. und das Römermuseum Osterburken hatten zu dem Vortrag eingeladen. Baier, der schon viele Male in Osterburken referiert hatte, bedankte sich herzlich für die Einladung.
Der Würzburger Althistoriker zeigte, dass die Vorstellung der Entstehung der Welt mit einem Ziel, wie Vergil (70-19 v. Chr.) es in seiner „Aeneis“ präsentiert, etwas ganz Neues war, da es bisher nur Vorstellungen vom Kreislauf der Geschichte gab. Der Dichter habe somit ein sehr emanzipiertes Menschenbild geschaffen. Römische Geschichte sei die Geschichte von persönlichen Schicksalen; einzelne Persönlichkeiten müssten sich beweisen – durch Tugend (virtus), Frömmigkeit (pietas) und Anstrengung (labor). Damit verbunden sei auch der Begriff der Erziehung als Anpassung an die Realität, wie es Jahrhunderte später auch Sigmund Freud formuliert hat. Dieser Realität muss sich Aeneas als Held der „Aeneis“, dem römischen Nationalepos, stellen. Er bleibt aber immer auch Mensch, der von Gefühlen beeinflusst wird und durch manche Entscheidung auch schuldig wird. So tötet er am Ende des Werkes seinen Widersacher Turnus. Damit zeigt sich auch, dass römische Geschichte mit Krieg und Tod beginnt bzw. zu tun hat.
Vergils „Aeneis“ entstand in einer sehr bedeutenden Epoche: Kaiser Augustus hatte dem römischen Reich nach harten Zeiten grausamer Bürgerkriege den Frieden geschenkt (Pax Augusta). So gibt Vergil mit seinem Werk den Römern nicht nur eine Identität, sondern auch der römischen Herrschaft Legitimität, nicht ohne auch zwischen den Zeilen an Augustus zu appellieren, diesem hohen Anspruch gerecht zu bleiben.
Ein herzliches Dankeschön gilt Regina Krudewig-Bartel, der Vorsitzenden des Historischen Vereins, für die Begrüßung und Einführung, Dr. Jörg Scheuerbrandt, dem Leiter des Römermuseums Osterburken, für die organisatorische Unterstützung, Elke Autrata, der Fachsprecherin Latein am GTO, für die Organisation und Moderation der Diskussion und besonders Prof. Dr. Thomas Baier für seinen tollen Vortrag.
Dadurch gelang es unter anderem eine Verbindung zwischen Schule und Studium bzw. Wissenschaft herzustellen. Schülerinnen und Schüler der Gymnasien Osterburken, Buchen und Lauda nahmen zusammen mit ihren Lehrerinnen und Lehrern dieses Angebot wahr, das zugleich eine gute Vorbereitung auf das Lateinabitur darstellt. Daher soll es auch nächstes Jahr wieder eine solche Möglichkeit geben.