Schulessen in der Region: Von Creglingen bis Wertheim, von Tauberbischofsheim bis Osterburken nachgefragt. Preise schwanken meist um die Vier-Euro-Marke
Schulessen soll gesünder werden, fordert der Bundeslandwirtschaftsminister. Mit Blick auf gestiegene Lebensmittel- und Energiekosten sowie veränderte Essgewohnheiten fragte die Redaktion bei Schulen in der Region zum Essensangebot nach.
„Es schmeckt superlecker“, beteuert Emma vollmundig, wobei dies keineswegs wörtlich zu verstehen ist. Denn die kecke Fünftklässlerin, die soeben in der Mensa des Ganztagesgymnasiums Osterburken ihr Mittagessen genossen hat, spricht nicht mit vollem Mund. Ihre Freunde nicken und blickt man über die leeren Teller nimmt man ihnen das auch ab.
Sie sitzen an einem sechseckigen Tisch auf bunten Stühlen, essen ihr Dessert, plaudern und man erinnert sich an den Satz des Schulleiter-Stellvertreters Uwe Rossa: „Essen ist mehr als Versorgung, auch die soziale Komponente ist wichtig.“ Die bewusste Entscheidung für Mobiliar, das Kleingruppen gute Kommunikation ermöglicht, freundliche Farben und Tischschmuck schafft ein Ambiente, das zum Verweilen einlädt. Das Auge isst mit. Auch im Kollegium habe die Mensa eine hohe Akzeptanz, so Rossa.
Darüber hinaus sorge ein breites Angebot nebst eines flexiblen Bestellsystems für Attraktivität, ergänzt Schulleiterin Regina Krudewig-Bartel. Drei Menüs, davon eins vegetarisch, bestehend aus Suppe, Salat, Hauptgericht und Dessert sowie die Option eines Salattellers mit Brötchen lassen kaum Wünsche offen, erst recht nicht für 3,70 Euro.
„Alle Geschmäcker werden bedient“, so die Rektorin und meint damit auch die Fleischesser. Zum einen seien tierische Proteine wichtig für die Entwicklung Heranwachsender. Zum andern empfinde sie eine rein vegetarische Ernährung als private Entscheidung, „die ich niemandem überstülpen will“ und positioniert sich gegen die Praxis mancher Schulen, nur vegetarisches Essen anzubieten. Zudem habe man regelmäßig komplett fleischlose Tage, ergänzt Belinda Pfaff von der Mensaverwaltung. Auch die „Publikumslieblinge“ wie Hamburger, Currywurst oder Pizza werden vegetarisch angeboten.
Um dennoch nicht am Konsumenten vorbei zu agieren, komme regelmäßig das „Mensa-Gremium“ zusammen. Vertreter der Küche, Lehrer, Eltern, des Lieferanten sowie Mentoren, also Schüler, die Gerichte probekosten, Vorschläge machen, Portionen reflektieren oder die Zeit im Auge haben, man wolle ja nicht die Pause beim Anstehen verbringen, stellen das Essen auf eine breite Basis. Man darf also seinen Senf dazugeben.
Denn der Mensabetrieb sei ein „wichtiger Baustein im Ganztagsgeschäft“ und man sei froh, dass er von Anfang an Teil der Schule war. Dankbar sei man dem Träger Neckar-Odenwald-Kreis für das professionelle Küchenteam unter Hauswirtschaftsmeisterin Heide Weber.
Dies gewährleiste aus den in Komponenten gelieferten Lebensmitteln ein frisches Mahl. Suppen, Beilagen, Salate und Desserts werden vor Ort zubereitet. „Die rollen auch mal Klöße“, berichtet Rossa und schwärmt vom Kartoffelsalat.
Das veränderte Essverhalten komme in der Küche an, stellt Weber fest und man spürt ihr Ziel, diesem zu entsprechen. Das Essen werde den Kindern nicht portioniert in die Hand gedrückt, sie schöpfen und holen nach. Seither habe man weniger Reste, zieht Weber eine positive Bilanz. Zudem esse man von Porzellan, produziere also keinen Müll. Ganz im Sinne des nachhaltigen Haushaltens stehe auch der „Buffet-Tag“. Immer mal wieder blieben Produkte im Kühlhaus übrig, so dass daraus ein buntes Buffet entstehe.
Die Zubereitung vor Ort ermögliche selbst allergischen Schülern die Teilnahme an Essen und Gemeinschaft. Selbst geschnippelter Salat, frisch gekochte Suppen, Beilagen und Desserts, Teller wie zuhause – es ist fast wie bei Muttern. „Superlecker“, um es mit Emmas Worten auszudrücken. Und sollte jemand sein Pausenbrot vergessen haben, kann er sich durchgängig am Kiosk versorgen. Einen liebevollen Kiosk hat auch das Matthias-Grünewald-Gymnasium in Tauberbischofsheim mit Belegten, selbst gebackenen Keksen oder Müsli, das von Janine Schmitt in Schraubgläsern vorbereitet wird. „Das können die Schüler mit Milch drüber als Mittagsmahlzeit ins Freie nehmen“, berichtet sie, denn sie verbringen ihre Pause gern draußen. So wie den Salatteller, den sich meist Mädels vom Discounter holten. Die engagierte Leiterin der Cafeteria bietet ihn nun vor Ort an.
Beliebt sind Klassiker, wie Schnitzel, Pommes und Salat, Burger, Spaghetti Bolognese – alles auch in vegetarischer Form. Es werde in der gut ausgestatteten Küche gekocht, das Angebot orientiere sich an den Wünschen, sei gesund, vielfältig und mit vier Euro bezahlbar.
Geschöpft werde auf Teller, Müll vermieden. Ehrenamtliche bei der Essensausgabe seien kaum mehr im Boot. Ziel sei, die rund 30 Essen wieder an das Vor-Corona-Niveau von 60 bis 90 anzuheben.
„Dann sind wir wieder auf sie angewiesen.“ Deutlich äußert sich Schmitt zum rein vegetarischen Angebot. Da es stets fleischloses Essen gebe, werden auch diese bedient. Man wolle niemandem etwas überstülpen. Und Kaiserschmarrn, Germknödel – „die Kleinen lieben das“ – oder Käsespätzle schmecken (fast) allen.
Auch Nicola Eisfeller, seit elf Jahren Vorsitzende des Vereins Cafeteria im Schulzentrum und eingebunden in die Versorgung der Schüler der Kopernikus-Realschule und des Deutschorden-Gymnasiums in Bad Mergentheim möchte niemanden zum Vegetarisch-Essen zwingen. Es gebe meist zwei Fleisch- sowie ein vegetarisches Gericht zu 3,70 Euro.
Suppen und Desserts liefen nicht so gut. Gerne kaufen sich Schüler am Kiosk Joghurt, Muffins oder stellen sich einen Salatteller zusammen. Aktuell komme das Essen tiefgekühlt, der Wunsch nach Salat werde daher über’s Kiosk gedeckt.
Verändert habe sich die Esskultur, da mehr muslimische Schüler die Einrichtungen besuchen. So lege man das Augenmerk auf vegetarische und schweinefleischfreie Gerichte. „Alle sollen sich wohl fühlen“, betont sie.
Rund 40 bis 60 warme Essen und circa 250 Kioskartikel wandern über die Theke, was einem Viertel der Schülerschaft entspreche. Den Eltern sei wichtig, dass ihre Kinder auf dem Schulareal verblieben, nicht in die Stadt gingen. Die Preissteigerung spüre sie deutlich, manche Gerichte können sie leider nicht mehr bieten.
Frisch gekocht, selbst gebacken, regionale Zutaten – es gibt querbeet gesundes Essen an den Schulen der Region. Silke Poslovsky, Leiterin der Cafeteria des Martin-Schleyer-Gymnasiums in Lauda, teilt mit, dass ein frisch gekochtes Drei-Gang-Menü zu 3,50 Euro angeboten wird – mit Fleisch-, vegetarischen Gerichten sowie Salat. Im Hinblick auf die Pläne von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir zum gesunden Schulessen sagt sie: „Das haben wir bereits, wir müssen uns nicht verändern.“